2010

Einblick in die Forschungsarbeit

Zwei Männern kam 1992 die Idee zur Gründung der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals. Dabei handelte es sich um den Wiesbadener Unternehmer Dieter Haupt, der selbst an Kehlkopfkrebs erkrankt war, und um Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolf Mann von der Universitätsmedizin in Mainz. Sie konnten den ehemaligen Banker Prof. h.c. Wolfgang Strutz sowie Otto Boehringer von ihrer Idee begeistern und als Gründungsmitglieder gewinnen. Das Anfangskapital der Stiftung betrug 118.000,00 DM. Gerne bezeichnete sich Dieter Haupt selbst als „Brückenbauer“, wodurch sich die Stiftung bis heute als „Mainz-Wiesbadener Stiftung“ sieht. In den vergangenen Jahrzehnten ist sie jedoch längst über die zwei Landesgrenzen hinaus bekannt geworden und fördert heute bundesweit sowie im angrenzenden Ausland herausragende Projekte in der Krebsforschung.

Seit 25 Jahre trägt die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals mit ihrer engagierten Arbeit dazu bei, das Leid von Patientinnen und Patienten zu lindern und ihnen eine Perspektive aufzuzeigen. Ohne Wissenschaft und Forschung – und ganz konkret ohne den Wissensdurst und die innovative Kraft engagierter Forscherinnen und Forscher – wären ätiologische und diagnostische, therapeutische und präventive Fortschritte in der Krebsmedizin unmöglich. Hessen unterstützt mit landesspezifischen Förderprogrammen diese Fortschritte in großem Umfang. Aber auch privat initiierte Stiftungen spielen auf diesem Feld eine bedeutende Rolle. Ich gratuliere der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals herzlich zu ihrem Jubiläum”

sagte der hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, der die Festrede hielt.

Daniel Stich, Ministerialdirektor im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit sagte in seiner Festrede: „Seit 30 Jahren leistet die Stiftung Tumorforschung Hopf-Hals einen Beitrag zum Wohl der Patientinnen und Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, versucht deren Leid zu mindern ihre Lebensqualität zu erhöhen und ihnen eine Perspektive zu geben. Ohne die finanziellen Mittel der Stiftung wären viele Forschungsprojekte in diesem Bereich nicht möglich gewesen. Hierzu möchte ich die Stiftung und alle Menschen, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement zu diesem Erfolg beitragen, beglückwünschen und ganz herzlich zum Jubiläum gratulieren. Für die Zukunft wünsche ich der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals weiterhin alles Gute.“

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolf Mann, Stiftungsratsvorsitzender und Mitbegründer, betont, dass die Förderung und Motivation zur Krebsforschung nicht früh genug beginnen kann, am besten bereits während des Studiums, da die Weiterentwicklung neuer Therapien langwierig ist und viel Geduld erfordert.

Die Gründungsmitglieder, Prof. h.c. Wolfgang Strutz und Otto Boehringer, hoben hervor: „Diese jungen Wissenschaftler haben herausragende Ideen. Diese in Zeiten knapper Mittel zu fördern, dazu leistet die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals einen wichtigen Beitrag“. Darüber hinaus lobten sie das Engagement der 65 Kuratoriumsmitglieder, ohne die die erfolgreiche Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten nicht möglich gewesen wäre. „Wir freuen uns über jedes neue Mitglied, nach oben sind hier natürlich keine Grenzen gesetzt“, so Otto Boehringer der Ehrenvorsitzende des Kuratoriums.

„Wir sind stolz darauf, wie viele junge Forscher unsere Stiftung im Laufe der vergangenen 30 Jahre unterstützen konnte und darauf, dass uns alljährlich eine weiterhin zunehmende Zahl innovativer Forschungsanträge hochkarätiger wissenschaftlicher Einrichtungen erreicht. Dieser Bedarf ist die Grundlage unseres Handelns – zum Wohle der betroffenen Patienten“

freute sich auch Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates, Prof. Dr. med. Jan Gosepath, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Helios Kliniken in Wiesbaden. Er beschrieb die ausgezeichneten Projekte.

Während ihrer Jubiläumsfeier hat die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals Fördermittel an junge Forscher für herausragende wissenschaftliche Projekte vergeben: Dr. med. Cornelius H.L. Kürten, Universitätsklinikum Essen und Dr. med. Stefanos Voglis, Universitäts Spital Zürich, erhielten insgesamt 55.000 EURO.

Die geförderten Forschungsprojekte:

Analyse der prognostischen Relevanz und des onkogenen Potenzials von Taspase1 – eine neue Protease bei Kopf-Hals-Tumoren

Dipl. Biochem. Carolin Bier, Arbeitsgemeinschaft Molekulare und Zelluläre Onkologie an der Universitätsmedizin Mainz

Tumorzellen benötigen für ihr Überleben und ihre weitere Ausbreitung im menschlichen Körper Eiweißmoleküle, die in der Lage sind, Eiweiße von gesundem tumorumgebenden Gewebe zu spalten. Eines dieser spaltenden Eiweiße, die Proteasen genannt werden, ist die neu entdeckte Protease-Taspase. Sollte es möglich sein diese Taspase 1 durch chemische Substanzen außer Kraft zu setzen, könnte dies ermöglichen, bessere Behandlungserfolge bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen der Kopf-Hals-Region zu erzielen. Plattenepithelkarzinome der Kopf-Hals-Region (HNSCC = „head and neck squamous cell carcinoma“) repräsentieren die fünfthäufigste Tumorerkrankung weltweit. Carolin Bier versucht nun, den tumorfördernden Wirkmechanismus der Protease 1 im Detail zu entschlüsseln.

Förderung: 24.000 Euro

In vivo-Untersuchung der antitumoralen Eigenschaften von synthetischen Derivaten des LL-37 auf Kopf-Hals-Karzinome im Mausmodell

Dipl.-Biol. Christina Crusius, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein HNO-Forschungslabor Lübeck

Christina Crusius untersucht an Nacktmäusen, bei denen Tumore implantiert wurden, die antitumorale Eigenschaft eines synthetischen Derivats, eines ursprünglich körpereigenen Proteins, das einen modulierenden Einfluss auf das Immunsystem hat. Dieses Protein hilft, sowohl Infekte des Körpers abzuwehren als auch die Tumorentstehung und Ausbreitung zu behindern. Dabei ließ sich zeigen, dass die antitumorale Aktivität eines synthetisch modulierten LL-37 eine hohe abtötende Aktivität gegen tumorbildende Zellen besitzt, aber dennoch gesunde Zellen des Respirationstraktes (Atemtrakt) und Erythrozyten (rote Blutkörperchen), um zwei Zelltypen zu nennen, nicht beeinträchtigt. Die Wirkung dieses synthetischen Derivats auf implantierte Tumore soll im Detail an der Nacktmaus überprüft werden.

Förderung: 26.000 Euro

Alexander Karl Preis

Präklinische Evaluierung des anti-tumoralen Potenzials niedermolekularer Survivin-Antagonisten

Prof. Dr. Roland Stauber, Universitätsklinikum Mainz – HNO-Labor

Chemo- und Strahlentherapie lösen in den Krebszellen normalerweise den programmierten Zelltod, die so genannte Apoptose, aus. Doch viele Krebszellen entkommen dieser natürlichen Abwehr. Sie blockieren die Apoptose, so dass sie den Zellgiften und energiereichen Strahlen widerstehen und ungehemmt weiter wachsen können. Die HNO-Klinik wird nun chemische Substanzen, welche mittels eines Hochdurchsatzverfahrens unter zigtausend wirkungslosen Stoffen gefunden wurden, auf deren Eignung als mögliche neue Krebstherapeutika testen. Bekannt ist, dass diese gefundenen Substanzen, die tumorfördernde Wirkung des Eiweißes Survivin unterbinden und dadurch Krebszellen abtöten. Nun gilt es die Wirksamkeit dieser möglichen Hoffnungsträger im Tumor-Mausmodell auf „Herz und Nieren“ zu überprüfen. Dies ist ein notwendiger Schritt, um den möglichen klinischen Einsatz der neuen Wirkstoffe als mögliche neue Krebstherapeutika zielgerichtet vorantreiben zu können. Die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals unterstützt diese Forschung bereits seit fünf Jahren, unter anderem mit einer Stiftungsprofessur, wodurch eine Forschungsgruppe entwickelt werden konnte. In einigen Jahren könnte es möglich sein, dass Patienten Nanopartikel gespritzt bekommen und so Tumore im Kopf-Hals-Bereich erfolgreich bekämpft werden.

Förderung: 25.000 Euro

Alexander Karl Preis

Optimierung einer dendritischen Zellvakzine gegen Gliobiastome mittels Inhibierung proapoptotischer und Überexpression antiapoptotischer Gene

PD Dr. Carl-Friedrich Classen / Dipl.-Biol. Christina Mullins, Uniklinik Rostock – Kinder- und Jugendklinik

Erste Daten zeigen, dass eine spezielle Impfbehandlung, die sogenannte dentrische Zellvakzine, die Heilungsrate deutlich verbessern kann. Nach der Operation werden aus frisch gewonnenem Tumorgewebe Extrakte hergestellt. Diese werden auf die dentrischen Zellen geladen und im Labor stimuliert. Diese Zellen werden nun den Patienten nach einem festen Zeitplan geimpft, wodurch „Killerzellen“ entstehen, die versteckte Tumorzellen angreifen. An der Uniklinik Leuven (Belgien) hat dieses Verfahren bei bestimmten Hirntumoren schon zu einer Ein-Jahres-Überlebensrate von 90 Prozent geführt, bei den bisher üblichen Behandlungen beträgt diese Rate rund 40 Prozent. Dieses Impfverfahren soll zum ersten Mal deutschlandweit in Rostock etabliert werden.

Förderung: 25.000 Euro

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Fax: +49 (0) 611 262 301 37
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2020

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals unterstützt in 25 Jahren 101 Forschungsprojekte mit insgesamt 2,5 Millionen Euro im…

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