Die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals hat bei ihrer 30. Kuratoriumssitzung auf der Laubenheimer Höhe in Mainz Fördermittel an deutsche Universitätskliniken für herausragende wissenschaftliche Projekte von bundesweiter Bedeutung vergeben. Jonas Eckrich, Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Dipl. Biologin Marie Kristin Fritsche, Hals-Nasen-Ohrenklinik und Poliklinik, Technische Universität München und Dr. rer. nat. Christian U. Hübbers, Jean-Uhrmacher-Institut für klinische HNO-Forschung Köln er-hielten insgesamt 65.000 Euro.
Den Kampf gegen tückischen Kopf-Hals-Krebs hat sich die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals seit 1992 auf die Fahnen geschrieben. Deutschlandweit erkranken von 100.000 Menschen jedes Jahr 16 Menschen neu an einem Tumor im Kopf-Hals Bereich, welches welt-weit die fünfthäufigste Tumorerkrankung darstellt. Nicht einmal 50 Prozent der Erkrankten überleben fünf Jahre nach der Diagnose. Das Anfangskapital der Stiftung von 100.000 DM ist inzwischen auf mehr als 3,2 Millionen Euro gestiegen.
"Die geförderten Projekte verkörpern sehr innovative Forschungsansätze zu jeweils hochaktuellen Themengebieten mit unterschiedlicher Ausrichtung. Wieder einmal ist es uns gelungen, über Spenden weit höhere Summen für die Förderung aufzubringen als vorgesehen"
erläuterte Vorstandsmitglied Prof. Dr. med. Jan Gosepath, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH (HSK), der die ausgezeichneten Projekte beschrieb.
Der Vorsitzende des Kuratoriums, zugleich einer der Gründungsmit-glieder der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals, Otto Boehringer, sagte:
„Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass eine Stiftung über 25 Jahre hinweg, derart stabil Wissenschaftsprojekte fördert, die sehr innovative Forschungsansätze verkörpern. Auch diesmal haben sich zahlreiche Wissenschaftler überall aus Deutschland beworben und wir haben zwei Projekte zu jeweils hochaktuellen Themengebieten mit unterschiedlicher Ausrichtung ausgewählt”
Öffnung der Blut-Tumor-Schranke durch statische Magnetfelder
Jonas Eckrich, Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
Effekte auf Wirkstofftransport und Gewebeoxygenierung in vivo Statische Magnetfelder (SMF) beeinflussen das Mikromilieu eines bösartigen Tumors. Die sog. “Blut-Tumor-Schranke” kann wie bei einem Schaltermechanismus reproduzierbar und kontrolliert geöffnet oder geschlossen werden. Es erscheint deshalb vielversprechend, neuartige Tumortherapiestrategien zu verfolgen, die diesen Schaltermechanismus nutzen. Im Rahmen dieses Projektes soll untersucht werden, ob Antransport und Deposition von Chemotherapeutika in Tumoren durch statische Magnetfelder verbessert werden können. Außerdem soll untersucht werden, ob der Sauerstoffgehalt in Tumoren durch statische Magnetfeldern erhöht werden kann, was eine günstige Beeinflussung im Hinblick auf die Wirksamkeit einer Strahlentherapie wäre.
Förderung: 15.000 Euro
Untersuchung der Chloroquin vermittelten Inhibition des Apoptosenmediators Puma und der Induktion des Zelltods in kutanen und mukosalen Melanomen der Kopf-Hals-Region
Dipl. Biologin Marie Kristin Fritsche, Hals-Nasen-Ohrenklinik und Poliklinik, Technische Universität München
Bei der Suche nach neuen, wirkungsvolleren Therapieoptionen für Schleimhaut- und kutane Melanome ist das nebenwirkungsarme Anti-Malaria Mittel Chloroquin in den Mittelpunkt gerückt, welches in Melanomen zum Zelltod führen kann. Es wird vermutet, dass dieses Medikament über die Inhibition des Abbaus des Zelltodmediators Puma den defekten Zelltodsignalweg wiederherstellen kann. Für die Etablierung neuer Therapiestrategien für Schleimhaut- und kutane Melanome soll mit Hilfe der Stabilisierung von Puma durch Chloroquin die Bedeutung von Puma für die Induktion des Zelltods und damit die Bedeutung dieses Proteins für den Therapieerfolg untersucht werden.
Förderung: 30.000 Euro
Analyse des CpG-Methylierungsstatus als potentieller Mechanismus einer Fehlregulation von Enzymen der AKR1C-Familie bei Plattenepithelkarzinomen des Orophyranx
Dr. rer. nat. Christian U. Hübbers, Jean-Uhrmacher-Institut für klinische HNO-Forschung Köln
Wir konnten zeigen, dass bei Kopf-Hals-Tumoren mit besonders schlechter Prognose vermehrt Proteine aus der Familie der Aldo-KetoReduktasen (AKR) gebildet werden. Spezifische Medikamente gegen die AKRs befinden sich im Rahmen anderer Tumorerkrankungen bereits in der klinischen Erprobung. Ziel unserer weiteren Arbeiten ist es nun, Mechanismen der vermehrten Bildung von AKRs zu unter-suchen, damit zukünftig auch bei Kopf-Hals-Tumoren spezifische AKR-Inhibitoren therapeutisch eingesetzt werden können.
Förderung: 20.000 Euro