Deutsche Forscher erhalten Anschubfinanzierung für herausragende Projekte in der Krebstherapie

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals vergibt den Alexander Karl-Preis sowie eine weitere Förderung von insgesamt 65.000 Euro

Einblick in die Forschungsarbeit

Die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals hat bei ihrer 29. Kuratoriumssitzung im Nassauer Hof in Wiesbaden Fördermittel an deutsche Universitätskliniken für innovative wissenschaftliche Projekte von bundesweiter Bedeutung vergeben. Dr. med. Julia Thierauf vom Universitätsklinikum Ulm, vertreten durch Dr. Johannes Döscher und Dr. med. Christian Idel vom Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck erhielten den Alexander Karl-Preis, Dr. rer. nat. Susanne Grube vom Universitätsklinikum Jena bekam eine Förderung der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals. Insgesamt wurden 65.000 Euro vergeben.

Den Kampf gegen tückischen Kopf-Hals-Krebs hat sich die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals seit 1992 auf die Fahnen geschrieben. Deutschlandweit erkranken von 100.000 Menschen jedes Jahr 50 Menschen neu an einem Tumor im Kopf-Hals Bereich, welches welt-weit die fünfthäufigste Tumorerkrankung darstellt. Nicht einmal 50 Prozent der Erkrankten überleben fünf Jahre nach der Diagnose. Das Anfangskapital der Stiftung von 100.000 DM ist inzwischen auf 3,2 Millionen Euro angewachsen.

„Zusätzlich zum Alexander Karl-Preis in Höhe von 50.000 Euro ist es uns diesmal möglich, weitere 15.000 Euro aus dem Topf der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals auszuschütten. So können wir insgesamt drei Projekte aus hochaktuellen Themengebieten mit unterschiedlicher Ausrichtung unterstützen“

erläuterte Vorstandsmitglied Prof. Dr. med. Jan Gosepath, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Helios Kliniken bei der Vorstellung der Projekte.

Der Vorsitzende des Kuratoriums, zugleich einer der Gründungsmit-glieder der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals, Otto Boehringer, sagte:


„Großzügige Spenden an die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals „ermöglichen jedes Jahr die Finanzierung herausragender Ideen dieser jungen Wissenschaftler. Dies ist ein wichtiger Beitrag für die Zukunft der Medizin in Zeiten knapper Mittel.“

Die geförderten Forschungsprojekte:

Alexander Karl Preis

Analyse der Regulation von PD-L1 in Adenoid-zystischen Karzinomen und deren Relevanz für neue innovative Therapieansätze

Dr. med. Julia Thierauf vertreten durch Dr. Johannes Döscher, Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Checkpoint-Inhibitoren gelten als vielversprechender Ansatz in der onkologischen Therapie. Diese zielgerichteten Medikamente sind in der Lage, das Immunsystem im Kampf gegen die Krebszelle zu aktivieren. Besonders beim Malignen Melanom und in der Therapie des Bronchialkarzinoms konnten bereits gute Ansprechraten mit diesen Immuntherapeutika verzeichnet werden. Das Adenoidzystische Karzinom zählt zu den seltenen und wenig erforschten Malignomen im Kopf-Hals Bereich. In dem Projekt soll untersucht werden, ob dieser Tumor über die Expression von PD-1 einen geeigneten Ansatzpunkt für PD-1-Checkpoint-Inhibitoren liefert und gleichzeitig neue Informationen zu dem Metastasierungsverhalten dieser aggressiven Krebsart gewonnen werden.

Förderung: 25.000 Euro

Alexander Karl Preis

Immunescape durch ein verändertes Mikrobiom in Kopf-Hals-Karzinomen? – Einfluss des Mikrobioms auf die TLR4 – vermittelte erhöhte PDL1-Expression auf Kopf-Hals-Karzinomen

Dr. med. Christian Idel, Klinik und Poliklinik für Hals,-Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck

Als translationalen Versuchsteil wollen wir das Mikrobiom von Patienten mit Kopf-Hals-Karzinomen analysieren und mit dem Mikrobiom gesunder Probanden vergleichen. Hierzu sollen sowohl Abstriche intraoperativ vom Tumor und von dem entfernten Tumor ein kleines, oberflächliches Gewebestück genommen werden. Diese Proben werden wir analysieren. Wir wollen die Verteilung LPS-tragender Bakterien untersuchen, außerdem aus den Abstrichen zusätzlich mikrobiotische Plaques gewinnen.

Förderung: 30.000 Euro

Einfluss einer chronischen Infektion mit intrazellulär persistierenden Staphylococcus aureus small colony variants auf Wachstum und Metabolismus von Glioblastomzellen

Dr. rer. nat. Susanne Grube, Klinikum der Friedrich-Schiller Universität, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie

Es gibt seit langem immer wieder Hinweise darauf, dass Patienten, die sich nach einer Glioblastomoperation eine bakterielle Infektion zugezogen haben, mit der Tumorerkrankung länger lebten, als nach aktueller Studienlage zu erwarten war. Möglicherweise bieten solche Beobachtungen Anhaltspunkte für einen neuen Therapieansatz. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, den vermuteten Überlebensvorteil durch eine postoperative bakterielle Infektion zunächst über eine Auswertung der zur Verfügung stehenden klinischen Daten zu untermauern, um dann die dazu führenden zellulären Mechanismen experimentell aufzuklären. Als Modellorganismus hierfür wird Staphylococcus aureus, ein grampositives Bakterium, genutzt. Dieses Bakterium kann nach einer akuten Infektion in verschiedenen menschlichen Zell-arten über lange Zeiträume überleben und dadurch chronische Infektionen verursachen. Diese Fähigkeit soll genutzt werden, um einen negativen Einfluss auf das Wachstum und den Metabolismus von Glioblastomzellen auszuüben und zu untersuchen.

Förderung: 10.000 Euro

„Mit der Anschubfinanzierung dieser innovativen Projekte setzen wir bei Erfolg einen Schneeballeffekt in Gang. Die Wissenschaftler werden von der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals in die Lage versetzt, weitere Drittmittel einzuwerben,“

sagte Richard Patzke, Vorstandsvor-sitzender der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals bei der Kuratoriumssitzung in Wiesbaden.

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