2020

Einblick in die Forschungsarbeit

Zwei Männern kam 1992 die Idee zur Gründung der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals. Dabei handelte es sich um den Wiesbadener Unternehmer Dieter Haupt, der selbst an Kehlkopfkrebs erkrankt war, und um Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolf Mann von der Universitätsmedizin in Mainz. Sie konnten den ehemaligen Banker Prof. h.c. Wolfgang Strutz sowie Otto Boehringer von ihrer Idee begeistern und als Gründungsmitglieder gewinnen. Das Anfangskapital der Stiftung betrug 118.000,00 DM. Gerne bezeichnete sich Dieter Haupt selbst als „Brückenbauer“, wodurch sich die Stiftung bis heute als „Mainz-Wiesbadener Stiftung“ sieht. In den vergangenen Jahrzehnten ist sie jedoch längst über die zwei Landesgrenzen hinaus bekannt geworden und fördert heute bundesweit sowie im angrenzenden Ausland herausragende Projekte in der Krebsforschung.

Seit 25 Jahre trägt die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals mit ihrer engagierten Arbeit dazu bei, das Leid von Patientinnen und Patienten zu lindern und ihnen eine Perspektive aufzuzeigen. Ohne Wissenschaft und Forschung – und ganz konkret ohne den Wissensdurst und die innovative Kraft engagierter Forscherinnen und Forscher – wären ätiologische und diagnostische, therapeutische und präventive Fortschritte in der Krebsmedizin unmöglich. Hessen unterstützt mit landesspezifischen Förderprogrammen diese Fortschritte in großem Umfang. Aber auch privat initiierte Stiftungen spielen auf diesem Feld eine bedeutende Rolle. Ich gratuliere der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals herzlich zu ihrem Jubiläum”

sagte der hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, der die Festrede hielt.

Daniel Stich, Ministerialdirektor im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit sagte in seiner Festrede: „Seit 30 Jahren leistet die Stiftung Tumorforschung Hopf-Hals einen Beitrag zum Wohl der Patientinnen und Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, versucht deren Leid zu mindern ihre Lebensqualität zu erhöhen und ihnen eine Perspektive zu geben. Ohne die finanziellen Mittel der Stiftung wären viele Forschungsprojekte in diesem Bereich nicht möglich gewesen. Hierzu möchte ich die Stiftung und alle Menschen, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement zu diesem Erfolg beitragen, beglückwünschen und ganz herzlich zum Jubiläum gratulieren. Für die Zukunft wünsche ich der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals weiterhin alles Gute.“

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolf Mann, Stiftungsratsvorsitzender und Mitbegründer, betont, dass die Förderung und Motivation zur Krebsforschung nicht früh genug beginnen kann, am besten bereits während des Studiums, da die Weiterentwicklung neuer Therapien langwierig ist und viel Geduld erfordert.

Die Gründungsmitglieder, Prof. h.c. Wolfgang Strutz und Otto Boehringer, hoben hervor: „Diese jungen Wissenschaftler haben herausragende Ideen. Diese in Zeiten knapper Mittel zu fördern, dazu leistet die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals einen wichtigen Beitrag“. Darüber hinaus lobten sie das Engagement der 65 Kuratoriumsmitglieder, ohne die die erfolgreiche Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten nicht möglich gewesen wäre. „Wir freuen uns über jedes neue Mitglied, nach oben sind hier natürlich keine Grenzen gesetzt“, so Otto Boehringer der Ehrenvorsitzende des Kuratoriums.

„Wir sind stolz darauf, wie viele junge Forscher unsere Stiftung im Laufe der vergangenen 30 Jahre unterstützen konnte und darauf, dass uns alljährlich eine weiterhin zunehmende Zahl innovativer Forschungsanträge hochkarätiger wissenschaftlicher Einrichtungen erreicht. Dieser Bedarf ist die Grundlage unseres Handelns – zum Wohle der betroffenen Patienten“

freute sich auch Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates, Prof. Dr. med. Jan Gosepath, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Helios Kliniken in Wiesbaden. Er beschrieb die ausgezeichneten Projekte.

Während ihrer Jubiläumsfeier hat die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals Fördermittel an junge Forscher für herausragende wissenschaftliche Projekte vergeben: Dr. med. Cornelius H.L. Kürten, Universitätsklinikum Essen und Dr. med. Stefanos Voglis, Universitäts Spital Zürich, erhielten insgesamt 55.000 EURO.

Die geförderten Forschungsprojekte:

Immuntherapie durch Kombination des TLR-Agonisten Imiquimod und eines anti-PD-1 Checkpoint Inhibitoren im Plattenepithelkarzinom des Kopf-Hals-Bereichs

Dr. rer. nat. Sander Bekeschus, Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP Greifswald)

Tumoren sind in der Lage durch Sekretion oder Präsentation anti-entzündlicher Moleküle das Immunsystem des Körpers zu schwächen um einer Bekämpfung durch Immunzellen zu entgehen. Ein solcher Mechanismus ist die Präsentation des PD-1-Liganden und dessen Bindung an den inaktivierenden PD-1-Rezeptor von Effektorzellen (T-Lymphozyten). Insbesondere immungeschwächte Patienten von Plattenepithelkarzinomen des Kopf-Hals-Bereiches können dem Tumor keine adäquate körpereigene Antwort entgegenbringen. Oft durchläuft diese Gruppe an Patienten eine Vielzahl an Therapien, zu denen die Kombination eines chirurgischen Eingriffes, Bestrahlung und Chemotherapie zählen, welche jedoch eine Vielzahl von Nebenwirkungen mit sich bringen und nicht immer den gewünschten Erfolg herbeiführen. Sowohl die fehlende Immuninfiltration solcher Tumoren, als auch deren Blockademechanismen sollen durch eine kombinatorische Immuntherapie umgangen werden. Dazu zählen: i) Induktion einer Entzündung durch Imiquimod und ii) Hemmung der tumoreigenen Blockademechanismen mittels anti-PD-1-Antikörper. Imiquimod bindet an Rezeptoren des angeborenen Immunsystems (Toll-like Rezeptor 7 auf dendritischen Zellen) und führt so zu einer Aktivierung dieser Zellen, wodurch eine tumortoxische Reaktion gestartet werden kann und durch Einsatz des PD-1-Antikörpers über diesen Signalweg nicht mehr gestoppt werden kann. In diesem Projekt soll das Potential einer solchen Therapie von Plattenepithelkarzinomen anhand von 3D-Zellmodellen und im Mausmodell untersucht werden. Wichtige Fragestellungen sind dabei die Verminderung der Tumoren, sowie das Aktivierungsprofil der Immunzellen.

Förderung: 40.000 Euro

Alexander Karl Preis

Kurzwellige Nahinfrarot-Fluoreszenzgestützte Resektion von Meningeomen Mittels zielgerichtetem Somatostatinrezeptor Typ 2-Indocyaningrün(SSTR2-ICG)

Dr. med. Gina Fürtjes, Uniklinik Köln – Zentrum für Neurochirurgie

Meningeome sind die häufigsten intrakraniellen Tumore und gehen ursprünglich von der Hirnhaut aus. Die Therapie der Wahl von großen oder symptomatischen Tumoren ist aktuell die chirurgische Resektion. Trotz eigentlich guter chirurgischer Ergebnisse sehen wir in allen WHO Graden sehr hohe Rezidivraten. Dabei liegt vermutlich eine Fehleinschätzung des chirurgischen Ergebnisses vor, da Tumorzellen im Bereich der infiltrierten gesunden Hirnhaut unter dem Operationsmikroskop nach derzeitigem Stand nicht sichtbar sind und sich ebendort Rezidivtumoren ausbilden. Ziel dieses Projektes ist es, dieses Problem zu lösen, indem eine hochspezifische, -sensitive und intraoperativ nutzbare Bildgebungsmethode für Meningeome entwickelt wird. Als Grundlage dient die Nahinfrarot-Fluoreszenz, welche nach Applikation von Fluoreszenzfarbstoffen wie Indocyaningrün mit speziellen Infarotkameras detektiert und so auch am lebenden Organismus in einer „live“ Bildgebung sichtbar gemacht werden kann. Um die Fluoreszenz hochspezifisch zu machen, soll der Fluoreszenzfarbstoff auf den für Meningeome spezifischen Somatostatinrezeptor Typ 2 zielgerichtet werden. Hierzu wird das Indocyaningrün mit einem Somatostatinanlagon verknüpft. Nach Serumstabilitätstestung sowie Messen der Spezifität und Stabilität des innovativen Fluoreszenzfarbstoffes in der Zellkultur, soll schließlich die Machbarkeit im Meningeommausmodell geprüft werden. Langfristig soll unter Anwendung dieser intraoperativen Bildgebungsmethode so das Resektionsergebnis verbessert und damit eine Heilung für den Patienten erreicht werden.

Förderung: 25.000 Euro

Alexander Karl Preis

Immuntherapie durch Kombination des TLR-Agonisten Imiquimod und eines Zink-basierte Nanotherapeutika zur Bekämpfung von residualen Tumorzellen / Kleine Partikel mit großer Zukunft – Die Entwicklung einer effektiven Radio-Therapie in Kombination mit Zinkoxid-Nanopartikeln

Dr. rer. nat. Nadine Wiesmann / Cand. med. Rachel Tanner, Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz / Hals-, Nasen-, Ohrenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz

Tumore im Kopf-Hals-Bereich stellen für viele Menschen eine reale Gefahr dar. Diese Krebsarten werden immer häufiger und in vielen Fällen kann die Diagnose erst spät gestellt werden. Wenn dann noch eine Therapie erfolgt, die den Tumor heilen soll, so geht diese häufig damit einher, dass langfristig relevante Einschränkungen für den Betroffenen zu erwarten sind. Die Atemwege, die Nahrungsaufnahme oder die Sprechfunktion können in diesem sensiblen Teil des Körpers dann maßgeblich beeinträchtigt werden. Die drei für den Kampf gegen den Krebs grundlegenden Säulen sind Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Es wird stetig daran geforscht, die üblichen Therapien mit innovativen und zielgerichteten Krebstherapien zu ergänzen. Eine solche könnte durch den Einsatz von Zinkoxid-Nanopartikeln begründet werden. Diese sind minimalst große Teilchen, welche die Tumorzellen schädigen können und im restlichen Körper keinen Schaden verursachen. Um dies zu erforschen werden menschliche Tumore in geöffneten Hühnereiern herangezüchtet, dann die Nanopartikel ins Gefäßsystem gespritzt und der Tumor bestrahlt. Wieviel Schaden die Tumorzellen dadurch genommen haben kann daraufhin unter dem Mikroskop analysiert werden.extraembryonale Membran aufgebracht, wobei ihre Entwicklung und auch die Entwicklung von Gefäßen ständig beobachtet werden kann. Nach erfolgten Behandlungen werden die Tumore dann histologisch aufgearbeitet und mikroskopisch die Tumorareale quantitativ ausgewertet. Hier werden durch immunhistochemische Färbungen die Morphologie des soliden Tumors, Anzahl der Apoptosen, Proliferationsrate und Vaskularisierung des Tumors betrachtet. Zinkoxid-Nanopartikel könnten so in Zukunft mit weniger Nebenwirkungen als eine konventionelle Chemotherapie ein Bestandteil in der optimalen kombinierten Therapie von Tumorerkrankungen im Kopf-Hals-Bereich werden.

Förderung: 28.000 Euro

Schulte-Willekes-Stipendium

Die Interaktion des Immuncheckpoint-Proteins PD-L1 mit tumorassoziierten Immunzellen und deren Bedeutung für die Krankheitsprogression des Mundhöhlenkarzinoms

Dr. med. Dr. med. dent. Julius Moratin, Klinik und Poliklinik für Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsklinikum Heidelberg

Plattenepithelkarzinome des Kopf-Hals-Bereichs (HNSCC) bilden die sechst-häufigste Gruppe maligner Erkrankungen und weisen eine hohe Rate an lokalen und regionalen Tumorrezidiven auf. Aus diesem Grund sind die Überlebensraten für Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren häufig begrenzt und die Lebensqualität aufgrund belastender Therapien eingeschränkt. Mit der kürzlich erfolgten Einführung der sog. Immuntherapie für das rezidivierte Kopf-Hals-Karzinom mittels monoklonaler Antikörper besteht die Möglichkeit einer dauerhaften Tumorkontrolle sofern die Patienten auf die Therapie ansprechen. Für die Vorhersage eines Ansprechens dient aktuell die Expression des Proteins „Programmed death-ligand 1“ (PD-L1). Die Bedeutung von in der Tumorumgebung befindlichen Zellen des Immunsystems für Krankheitsverlauf und Ansprechen auf die Immuntherapie wird außerdem zunehmend höher eingeschätzt. Das Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, die Interaktion von PD-L1 mit tumorassoziierten Immunzellen am Beispiel von Mundhöhlenkarzinomen zu untersuchen. Hierzu sollen neben einer Untersuchung von chirurgisch gewonnenen Gewebeproben auch eine Übertragung der gewonnenen Erkenntnisse auf drei-dimensionale Gewebe – Kultur-Modelle erfolgen. Hierbei soll unter anderem der Einfluss der PD-L1-Expression auf das Invasions- und Migrationsverhalten der Tumorzellen untersucht werden. Ziel ist es, Patienten zu identifizieren, die von einem früheren Einsatz der Immuntherapie profitieren könnten um ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern sowie Möglichkeiten einer Sensitivierung für diese neue Therapieform zu evaluieren.

Förderung: 17.000 Euro

71
Pressekontakt:
presse@stiftung-tumorforschung.de

Stiftungssitz:
Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals
Steinkopfstraße 16
65207 Wiesbaden
Tel: +49 (0) 611 262 301 38
Fax: +49 (0) 611 262 301 37
Mail: info@stiftung-tumorforschung.de
Web: www.stiftung-tumorforschung.de
Artikel teilen:
Share on twitter
Share on linkedin
Share on email

Erhalten Sie aktuelle Informationen zu Forschung und Veranstaltungen

Aktuelle Forschungsprojekte

Aktuelle Forschungs- projekte

Ihre Spende in verantwortungsvollen Händen – erfahren Sie in unseren aktuellen Forschungsberichten, welche vielversprechenden Projekte die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals zuletzt unterstützte.

2020

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals unterstützt in 25 Jahren 101 Forschungsprojekte mit insgesamt 2,5 Millionen Euro im…

Mehr erfahren >

2014

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals unterstützt in 25 Jahren 101 Forschungsprojekte mit insgesamt 2,5 Millionen Euro im…

Mehr erfahren >

2013

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals unterstützt in 25 Jahren 101 Forschungsprojekte mit insgesamt 2,5 Millionen Euro im…

Mehr erfahren >

2012

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals unterstützt in 25 Jahren 101 Forschungsprojekte mit insgesamt 2,5 Millionen Euro im…

Mehr erfahren >

2011

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals unterstützt in 25 Jahren 101 Forschungsprojekte mit insgesamt 2,5 Millionen Euro im…

Mehr erfahren >

2010

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals unterstützt in 25 Jahren 101 Forschungsprojekte mit insgesamt 2,5 Millionen Euro im…

Mehr erfahren >

2021

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals unterstützt in 25 Jahren 101 Forschungsprojekte mit insgesamt 2,5 Millionen Euro im…

Mehr erfahren >