Erstmals begrüßte Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Reinhard Urban als neuer Vorsit- zender der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals die Kuratoriumsmitglieder, Wis- senschaftler und Förderer im Nassauer Hof in Wiesbaden.
Trotz meiner vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten freue ich mich auf dieses neue Amt. Seit vielen Jahren bin ich mit der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals verbunden und fühle mich ihrer Einzigartigkeit verpflichtet. Denn hier wird Ehrenamt noch in seinem ursprünglichen Sinn gelebt: Jeder bringt seine Fähigkeiten unentgeltlich ein, sämtliche Spenden fließen ohne Umwege in die wissenschaftlichen Projekte.
betonte Urban
Dies sei ein wertvoller Beitrag für die Forschung und damit für Diagnostik und Therapie von Patienten, da auf diesem Wege neue wissenschaftliche Projekte angeschoben werden können. Prof. Urban war langjähriger Leiter der Rechtsmedizin an der Mainzer Universitätsmedizin. Schon dort waren seine zentralen Anliegen neben der wissenschaftlichen Nachwuchs- und Frauenförderung eine praxisorientierte Lehre sowie die Schaffung der wissenschaftlichen Schwerpunktprofile. Der 70-Jährige lebt in Nieder-Olm.
Darüber hinaus hat die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals bei ihrer 35. Kuratoriumssitzung durch Fördermittel von insgesamt 70.000 Euro junge Forscher an deutschen Universitätskliniken für herausragende wissenschaftliche Projekte von bundesweiter Bedeutung unterstützt: Ausgezeichnet wurden mit dem Alexander Karl-Preis und dem Schulte-Stipendium: Dr. rer. nat. Diana Braunholz, Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) Berlin, Dr. rer. nat. Susanne Michen, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden sowie Dr. med. univ. Mirja Franziska Vermehren von Universitätsmedizin Mainz.
„Wir sind stolz darauf, wie viele junge Forscher unsere Stiftung im Laufe der vergangenen 30 Jahre unterstützen konnte und darauf, dass uns alljährlich eine weiterhin zunehmende Zahl innovativer Forschungsanträge hochkarätiger wissenschaftlicher Einrichtungen erreicht. Dieser Bedarf ist die Grundlage unseres Handelns – zum Wohle der betroffenen Patienten“
freute sich auch Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates, Prof. Dr. med. Jan Gosepath, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Helios Kliniken in Wiesbaden. Er beschrieb die ausgezeichneten Projekte.
Die Fördermittelvergabe orientiert sich unter anderem daran, dass die Projekte schnell den Weg von der Forschung in die Praxis finden. Diese Voraussetzung zeichnet wieder alle drei Projekte aus, denn: „Zusätzlich zu der Ausschüttung können wir in diesem Herbst das Schulte-Stipendium vergeben. Das zeigt, dass die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals in Bewegung ist und immer neue Unterstützer findet“, freut sich Vorstandsmitglied Prof. Dr. med. Jan Gosepath, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Helios Kliniken in Wiesbaden, der die ausgezeichneten Projekte beschrieb.
Den Kampf gegen den tückischen Kopf-Hals-Krebs hat sich die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals seit 1992 auf die Fahnen geschrieben. Das Anfangskapital der Stiftung von 118.000 DM ist inzwischen auf rund 3,65 Millionen Euro gestiegen. Deutschlandweit erkranken von 100.000 Menschen jedes Jahr 16 Menschen neu an einem Tumor im Kopf-Hals Bereich, welches weltweit die fünfthäufigste Tumorerkrankung darstellt. Nicht einmal 50 Prozent der Erkrankten überleben fünf Jahre nach der Diagnose.
Alexander Karl Preis
Entwicklung von patienten-abgeleiteten 3D-Kulturen zur molekularen Analyse von Radioresistenzmechanismen beim Kopf-Hals-Karzinom als Grundlage für die Entwicklung personalisierter Therapiekonzepte
Dr. rer. nat. Diana Braunholz, Labor für Strahlenbiologie, Klinik für Radioonko- logie und Strahlentherapie, Charité – Universitätsmedizin Berlin und DKFZ Hei- delberg, Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), Standort Berlin
Die Kopf-Hals-Karzinome gehören zu den Tumoren, die aus Zellen mit unter- schiedlicher Sensitivität gegenüber den derzeit eingesetzten Therapien beste- hen. Vor allem die Resistenz gegenüber Strahlentherapie stellt bei der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren einen wichtigen limitierenden Faktor dar. Zwar sprechen die meisten Karzinome zunächst auf Strahlentherapie an, jedoch kommt es in einigen Fällen innerhalb weniger Monate zum Rezidiv der Erkrankung. Vorangegangene Untersuchungen lassen vermuten, dass es unter Strahlentherapie zu einer Selektion von radioresistenten Tumorzellen kommt, die nach einiger Zeit zum erneuten Tumorwachstum führt. In diesem Projekt soll untersucht werden, ob es gelingt anhand dreidimensionaler Kultur von primärem Tumorgewebe, sogenannten patienten-abgeleiteten organotypischen Tumorsphären (PDOTS), bereits vor Beginn der Strahlentherapie die Sensitivität des Tumors im Reagenzglas zu bestimmen und strahlenresistenten Tumorzellen – auch wenn sie möglicherweise nur einen kleinen Teil der Tumor- masse ausmachen – nachzuweisen. Des Weiteren sollen PDOTS verwendet werden, um die genauen Vorgänge in Tumoren bei der Entstehung von Strahlenresistenz zu untersuchen. Sollte eine Eignung dieser PDOTS Testsysteme als Werkzeuge zur Vorhersage der Strahlensensitivität nachgewiesen werden, könnte damit in Zukunft eine individuelle Therapieanpassung maßgeschneidert für jeden einzelnen Patienten und jede einzelne Patientin möglich werden.
Förderung: 25.000 Euro
Alexander Karl Preis
Ex vivo-expandierte NKG2C+ natürliche Killerzellen aus Patientenblut zur Immuntherapie des Glioblastoma multiforme
Dr. rer. nat. Susanne Michen, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie Sektion Experimentelle Neurochirurgie/Tumorimmunologie Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden
Patienten, welche an einem Glioblastom erkranken, haben aufgrund des aggressiven und infiltrativen Wachstums dieses Hirntumors eine schlechte Pro- gnose. Nach der neurochirurgischen Entfernung des Tumors können die zurzeit gängigen Behandlungsformen ein erneutes Aufflammen dieser bösartigen Erkrankung nicht verhindern. Als neue „Wunderwaffe“ gegen das Glioblastom werden zurzeit sogenannte „Advanced Therapy Medicinal Products“ (ATMPs), wie z.B. natürliche Killerzellen (NKZellen), eingesetzt. Mögliche molekulare Zielstrukturen für eine NK-Zellattacke stellen vom humanen Leukozyten-Anti- gen-(HLA)-G und vom humanen Zytomegalievirus (hCMV) abgeleitete Peptide dar, welche über das nicht-klassische HLA-E den NK-Zellen präsentiert werden. In diesem Projektvorhaben sollen eine spezifische Art von NK-Zellen, nämlich NKG2C+ NK-Zellen aus hCMV-seropositiven Patientenblut, im Labor hergestellt und untersucht werden. Diese NKG2C+ NK-Zellen können spezifisch an die HLA-E-Peptid-Zielstrukturen auf Glioblastomzellen binden und die Tumorzelle abtöten. Die erfolgreiche Vermehrung dieser NKG2C+ NK-Zellen aus Patientenblut und der Nachweis der zytotoxischen Wirkung gegen autologe und allogene Glioblastomzellen der Patienten wird ein vielversprechender erster Schritt zur Etablierung einer neuartigen Immuntherapie zur Behandlung des Glioblastoms darstellen.
Förderung: 30.000 Euro
Dampfen statt Rauchen – Sind E-Zigaretten wirklich harmlos für die orale Gesundheit?
Dr. med. univ. Mirja Franziska Vermehren, Assistenzärztin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz
Dampfen statt Rauchen? Unter Schülern sind E-Zigaretten das am Häufigsten genutzte Tabakprodukt. Die Zusammensetzung des Dampfes der E-Zigarette schwankt stark mit den verwendeten E-Liquids und Aromazusätzen und entspricht häufig nicht exakt den angegebenen Inhaltsstoffen. Trotzdem gilt die E-Zigarette als vermeintlich gesunde Alternative zur Zigarette und als Hilfsmittel, um mit dem Rauchen aufzuhören und die Popularität der Verdampfer steigt in den letzten Jahren kontinuierlich an. Die Mundhöhle und ihre Zellen sind dem Rauch und Dampf direkt ausgesetzt, daher sind die möglichen Auswirkungen auf die beheimateten Zellen von besonderem Interesse. In Studien konnten E-Zigaretten eine geringere Zytotoxizität als Zigaretten nachgewiesen werden, doch das genaue Ausmaß der Schädigung und Langzeiteffekte sind nicht bekannt. Ziel dieser Arbeit ist es, die Unterschiede von Zigarettenrauch und E-Zigaretten-Dampf in ihren Auswirkungen auf Zellen der Mundhöhle weiter zu erforschen. Hierzu werden Zellen, die in der Mundhöhle vorkommen, an mehreren Tagen in einer Rauchbox jeweils Zigarettenrauch, E-Zigaretten- Dampf oder Raumluft ausgesetzt und 11 anschließend in Bezug auf ihre veränderte Funktion analysiert und Mechanismen von möglichen Zellschädigungen untersucht. Folgeprojekte konnten die verschiedenen Zusammensetzungen der E-Liquids und Verdampferköpfe beleuchten, um eine Sensibilität für die noch unbekannten Folgen des Konsums zu schaffen.
Förderung: 15.000 Euro