Die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals hat bei ihrer 34. Kuratoriumssitzung auf der Laubenheimer Höhe in Mainz Fördermittel an junge Forscher an deutschen Universitätskliniken für herausragende wissenschaftliche Projekte von bundesweiter Bedeutung vergeben. : Dr. med. Joanna C. Berger, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf (UKE) und Dr. med. Steffen Fuchs, Klinik für Pädiatrie, Onkologie und Hämatologie der Charité Berlin erhielten je 25.000 Euro für ihre Projekt und , Dr. med. Nina Wenda von der Klinik für Kopf- und Halschirurgie, der Helios HSK Wiesbaden bekam 15.000 EUR durch die private Spende.
Seit 25 Jahre trägt die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals mit ihrer engagierten Arbeit dazu bei,
das Leid von Patientinnen und Patienten zu lindern und ihnen eine Perspektive aufzuzeigen. Ohne Wissenschaft und Forschung – und ganz konkret ohne den Wissensdurst und die innovative Kraft engagierter Forscherinnen und Forscher – wären ätiologische und diagnostische, therapeutische und präventive Fortschritte in der Krebsmedizin unmöglich. Hessen unterstützt mit landesspezifischen Förderprogrammen diese Fortschritte in großem Umfang.
Aber auch privat initiierte Stiftungen spielen auf diesem Feld eine bedeutende Rolle. Ich gratuliere der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals herzlich zu ihrem Jubiläum”
sagte der hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, der die Festrede hielt.
Den Kampf gegen den tückischen Kopf-Hals-Krebs hat sich die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals seit 1992 auf die Fahnen geschrieben. Das Anfangskapital der Stiftung von 100.000 DM ist inzwischen auf rund 3,5 Millionen Euro gestiegen.
Patzke legte nach 11 Jahren den Vorsitz im Stiftungsvorstand nieder, bleibt aber mit dem Gremium als einfaches Mitglied verbunden. Im Juni wird der Stiftungsrat seinen Nachfolger bestimmen. Vorgeschlagen wird Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban.
Die Fördermittelvergabe orientiert sich unter anderem daran, dass die Projekte schnell den Weg von der Forschung in die Praxis finden.
„Zusätzlich zu der Ausschüttung können wir in diesem Frühjahr ein Wiesbadener Forschungsprojekt fördern. Die Summe dafür ist bei der letztjährigen Benefizveranstaltung im Golfclub Kronberg zusammen gekommen“
freut sich Vorstandsmitglied Prof. Dr. med. Jan Gosepath, Direktor der Klinik für Hals-Nasen- Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Helios Kliniken in Wiesbaden, der die ausgezeichneten Projekte beschrieb.
Deutschlandweit erkranken von 100.000 Menschen jedes Jahr 16 Menschen neu an einem Tumor im Kopf-Hals Bereich, welches weltweit die fünfthäufigste Tumorerkrankung darstellt. Nicht einmal 50 Prozent der Erkrankten überleben fünf Jahre nach der Diagnose.
Personalisiertes molekulares Targeting von ex-vivo-Kulturen: Ein neuer Ansatz zur individualisierten Therapie des HNSCC
Dr. med. Joanna C. Berger, Assistenzärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO), Kopf-Hals-Chirurgie und Onkologie Kopf- und Neurozentrum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Neue molekulare Therapien versprechen im Gegensatz zur Chemotherapie zwar eine Verbesserung der Behandlung, also eine erhöhte Heilungswahrscheinlichkeit bei akzeptablen Nebenwirkungen, jedoch zeigt sich ein sehr individuelles Therapieansprechen jedes einzelnen Patienten. Aus diesem Grund besteht ein großes Interesse an der Entwicklung maßgeschneiderter/personalisierter Behandlungsmethoden, für die zudem geeignete Tests zur Vorhersage des individuellen Ansprechens (Prädiktion) bereitgestellt werden müssen. Um das Ansprechen zu testen, bietet sich die direkte Analyse von Tumorproben von HNSCC-Patienten unter Kulturbedingungen an, sogenannte ex-vivo- Kulturen. Innerhalb des Arbeitsprogramms sollen ex-vivo-Kulturen von im Rahmen von Tumoroperationen gewonnenem Gewebe verwendet werden, um das Ansprechen eines Tumors auf eine molekulare Therapie alleine oder in Kombination mit einer Strahlen- und/oder Chemotherapie zu untersuchen. Das Besondere dabei ist, dass jede Probe zuvor individuell analysiert wird und somit ein passendes molekulares Therapeutikum eingesetzt werden soll. Mithilfe eines solchen Vorgehens könnte in Zukunft eine Vorhersage über das individuelle Ansprechen eines Patienten auf verschiedene Therapieoptionen ermöglicht und somit die Therapie von HNSCC-Patienten deutlich verbessert werden.
Förderung: 25.000 Euro
Funktionelle Charakterisierung von Neuroblastom-spezifischen zirkulären RNAs
Dr. med. Steffen Fuchs, M.Sc., Assistenzarzt, Klinik für Pädiatrie, Onkologie und Hämatologie der Charité, Universitätsmedizin Berlin
Das Neuroblastom ist ein embryonaler Tumor, der aus Vorläuferzellen von peripherem Nervengewebe entsteht und am häufigsten im Säuglingsalter auftritt. Diese Tumorerkrankung stellt sich als sehr heterogen dar: Viele Fälle heilen spontan aus und bedürfen keiner Therapie. Ungefähr die Hälfte der Patienten weist jedoch bei Diagnose bereits eine Hochrisikoerkrankung auf, was die Prognose trotz intensiver Therapie stark einschränkt. Bei einem Rückfall der Erkrankung gibt es aktuell keine kurative Therapie. Dies zeigt deutlich den dringenden Bedarf an neuen therapeutischen Strategien auf.
Zirkuläre RNAs (circRNA) sind eine Klasse ringförmiger RNA-Moleküle, die durch eine Form von alternativem Spleißen entstehen und wichtige Funktionen in der Regulation von Genen ausüben. So können circRNAs zum Beispiel microRNAs (miRNAs) und RNA- Bindeproteine binden und so deren Funktion hemmen.
In Vorversuchen konnten wir bereits zahlreiche circRNAs in primären Neuroblastom Tumorproben identifizieren. In diesem Projekt sollen circRNAs untersucht werden, welche spezifisch im Neuroblastom exprimiert werden. Hierfür sollen Neuroblastom- Zelllinienmodelle genutzt und ausgewählte circRNA Kandidaten funktionell charakterisiert werden. Wir streben an, ein funktionelles Netzwerk aus circRNA, miRNAs und möglichen Effektoren zu beschreiben. Wir hoffen so zum aktuellen Verständnis der Entstehung des Neuroblastoms beizutragen und mögliche neue therapeutische Ziele und prädiktive Biomarker zu identifizieren.
Förderung: 25.000 Euro
Sonderprojekt Golfturnier Kronberg
Gewebeanalyse zur prädiktiven Risikobeurteilung und individuellen Therapieplanung
Dr. med. Nina Wenda, Assistenzärztin der Klinik für Kopf und Halschirurgie, Helios HSK Wiesbaden
Maligne Tumoren der Kopf-Hals-Region haben in Abhängigkeit der Lokalisation auch heute noch häufig eine schlechte Prognose. Entscheidend in der Therapie sind eine frühe Erkennung von Dysplasien sowie eine möglichst schonende operative Tumorresektion mit maximalem Funktionserhalt. Die virtuelle Chromoendoskopie zusammen mit der konfokalen Laserendomikroskopie ermöglicht eine in-vivo histologische Untersuchung der Schleimhaut auf zellulärer Ebene. So kann während der laufenden Operation die Dignität suspekter Läsionen wie auch die Resektionsränder maligner Tumoren untersucht werden. Durch die Nutzung dieser innovativen Methode besteht die Chance, insbesondere schwerkranke Tumorpatienten früher sowie funktionserhaltender zu operieren und somit die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Dabei ist die aktuelle Studie, die auf Vorarbeiten unserer Arbeitsgruppe aufbaut, durch die Nutzung optischer Filter in der Darstellung von Tumorgrenzen und die Anwendung weiter miniaturisierter Laser- Endoskope darauf gerichtet, auch schwer zugängliche und funktionell sehr vulnerable anatomische Regionen zu untersuchen. Hier sind nicht nur der Kehlkopf, sondern auch Strukturen der Nase und der Schädelbasis von besonderem Interesse.
Förderung: 15.000 Euro